Wie ich mich auf dieses Wochenende freute! Endlich mal nicht alleine zum Rennen fahren. Und die Mad East Challenge im Erzgebirge ist mein erstes Auf-Sicht-Rennen seit etwa einem Jahr gewesen. Die Stages kennt also niemand, gleiche Voraussetzungen für alle. Wer später bremst, ist länger schnell!

So reiste ich bereits am Freitag nach einem kurzen Ausritt in Arnstadt mit David und Felix nach Altenberg ins schöne Erzgebirge. In Thüringen noch drückende Hitze, waren die Temperaturen hier etwas angenehmer. Im Netto einen 3. Stuhl  gekauft, eingecheckt im Zeltplatz, Zelt aufgebaut, nutzten wir erstmal den Badesee am Campingplatz für den ein oder anderen Flip. War das geil! Nudeln mit Pesto zum Abendbrot, dann noch eine OKF (Ortskontrollfahrt) gemacht und an den Wheelie-, Manual-, 180- und Tailtap-Skills geschraubt, mussten wir spät nochmal baden. Dann ab ins warme Zelt.

Wecker klingelte 7:00 Uhr, ich war schon eher wach, da die Sonne das Zelt ordentlich aufheizte. Nach gutem Frühstück holten wir die Startnummern und nach etwas Ärger und Kritik mit/an der Transponderbefestigung konnten wir auf den Transfer starten. Meine Taktik: an die Spitze der Gruppe um sofort auf Stage 1 starten zu können. Diese war eine völlig flache Runde auf losem Waldboden. Felix startete vor mir und ließ mich 5m vor dem Ziel noch überholen – sehr selbstlos von ihm. Hier fuhr ich sogar die Bestzeit des Wochenendes! Weiter gings auf den nun völlig freien Transfer. Vor dem Start auf Stage 2 regnete es kurz. Diesmal fuhr Dave vor um mir die Bahn freizuhalten. Ich schoss mich schonungslos die erste Gerade in den Wald und fand mich auf losem Waldboden wieder. Hier und da sah ich eine bessere Linie eine Sekunde zu spät, manche Kurven bekam ich perfekt, sodass der Dreck flog. Ich war On Fire und wahrscheinlich aus Angst vor meinem mächtigen Gepushe und lautem Freilauf ließ mich Dave vor der langen Zielgeraden passieren.

Richtung Stage 3 bekam Felix langsam zu spüren, dass man hier jeden Höhenmeter selbst erfahren musste. Wacker kämpfte er sich zur Verpflegungsstation. Den Dampfschnuller ließen wir weg um nicht der fettigen Müdigkeit zu erliegen. Stage 3 war dann gespickt mit gebauten Hindernissen, wie einer Wippe und diversen Paletten und Holzüberfahrten. Bei einer 2. Fahrt hätte ich mich hier über so manche Hindernisse gnadenlos drübergeschossen, das Gehirn fährt aber doch noch mit. Auf dem nächsten Transer bekamen wir von einem netten Anwohner eine Quellwasserdusche aus dem Gartenschlauch, der Dreiecksschlüpferlook war inklusive. Stage 4 war ebenfalls auf welligem losen Boden, durch recht hohes Gras sah man Richtungswechsel aber erst sehr spät. Einen Sturz konnte ich gerade so vermeiden.

Zur Stage 5 brauchte es etwas Motivation, dass wir zu Dritt ankamen. Es war aber auch heiß. Und genau an der letzten Rampe, 50 Meter vor dem Start der letzten Stage des Tages, verkrampfte sich Felix‘ Oberschenkel.
KrampfSanis waren auch sofort vor Ort und halfen beim Lösen. Da hatte er aber schon etwas Pipi in der Stimme. Ich schoss mich in Stage 5, fuhr geile Linien im Wald neben dem Skihang in Altenberg und kam für den Moment mit der Zweitbesten Zeit vom Berg. Nur 26 Sekunden Rückstand auf Andre Kleindienst. Es waren zwar noch viele unterwegs, aber mein Ziel der Top 10 schien greifbar. Nach Baden, Nudeln mit Pesto und einem isotonischen Getränk während wir uns vor Gewitterregen teils im Zelt, teils im Auto versteckten, schauten wir mal zur Siegerehrung des Samstags. Beim Blick auf die Ergebnisliste war ich stolz, PLATZ 7 hinter großen Namen, wie Aiko Göhler (4X Weltmeister 2015) und André Wagenknecht (1. Deutscher Enduro Meister 2014) und teilweise vor großen Namen zu stehen!
EisbadNach bisschen Palaver hier und Techtalk dort, verkrochen wir uns nach dem obligatorischen „Eisbad“ in die Feuchthöhle. Wecker: 7:00 Uhr!

Kalt war es am Sonntag morgen, nur noch 14°C und leichter Nieselregen. Aufstehen wollte keiner. Das Frühstück fand im Zelt statt und schleppend zogen wir uns die feuchten Klamotten an. Mit meiner Erfahrung brachte ich Felix und Dave dazu wenigstens die lange Hose wegzulassen, worüber sie später, bei 20 Grad und Sonne, dankbar waren. Ich ließ auch eine Weste weg, deswegen freute ich mich sehr über den ersten Anstieg um auf Betriebstemperatur zu kommen. Die Stage 6 (fortlaufend nach Tag 1) führte quer über einen Golfplatz. Über Abschlaghügel, Sandkästen, ging es mit viel Gedemmel kurz durch den Wald vor dem Ziel. Ich machte mir über 2 Sachen Gedanken: Ärgert sich der Besitzer, wenn ich seinen Rasen kaputtfahre? Welcher von beiden, Felix oder Dave, fährt sich an den scharfen Steinen an einem Hügel einen Platten? Die zweite Frage beantwortete sich jedenfalls recht schnell. Beide ließen auf sich warten und kamen genervt mit plattem Hinterrad ins Ziel. Zum Glück organisierte die Mad Crew für die vielen Plattfahrer eine Standpumpe und Schlauchservice nach dieser Stage.

Mit etwas Verzögerung machten wir uns auf den langen Transfer über die Grenze nach Tcheschien zu Stage 7, der Schlauch aus meiner Satteltasche war anscheinend aufgerieben, also nochmal Pannenhilfe bei Dave. Etwas genervt, auch von der Kälte und einer gewissen Müdigkeit geplagt ging es schleppend voran. Kuchen und Konrad, der Moderator, hoben die Stimmung. Damit schoss ich mich über Wiesenkurven und kurzem Geröllabschnitt in den Wald auf Stage 7. Dort war es schmierig, wie ich es aus den bisherigen Rennen meines Jahres kannte und ich verpasste die erste Kurve komplett. Danach kam ich aber super durch. Zum Gullasch mit Knödeln vor Stage 8 schoben wir unsere Räder unter den Liftseilen nach oben. Die vorletzte Wertungsprüfung startete von der Alpinski Startrampe und ich traf die erste Kurve perfekt, bekam einen Schlag aufs Hinterrad und wurde beim Einlenken ein paar Meter hinter das Flatterband katapultiert. Mit schiefem Lenker versuchte ich sauber zu fahren, verpasste noch einmal eine Kurve ein bisschen, rettete aber noch so viel wie möglich.

Zurück über den Erzgebirgskamm nach Altenberg machte Dave Druck. Der hatte wohl Druck in der Leistenregion auf Grund frischer Liebe, kann man ja verstehen. Heute ohne Krampf die letzte Rampe zur letzten Stage gefahren, ballerte ich nochmal Vollgas über die vielen Wurzeln. Im Ziel war ich in der Tageswertung aktuell Platz 10, damit nicht superglücklich. Letztendlich reichte es für Platz 17 am Sonntag und damit Platz 8 am gesamten Wochenende, mit einer halben Minute Rückstand aufs Podium. Und das mit Sturz. Ich war also doch glücklich über meine Leistung, mein Ziel Top 10 erreicht zu haben. Meine Fitness trägt hier noch einen großen Teil dazu bei mich gegen die Jungs aus dem DH-Bereich zu behaupten. Ich werde an mir arbeiten und stärker und schneller werden!
Die Adler bei der Mad Eas

Insgesamt war es ein supergeiles Wochenende mit guten Freunden. Wir haben viel gelacht. Dave und Felix konnten ihr Ziel der Top 100 auf Grund der Platten leider nicht ganz erreichen. Beide gaben sich aber nichts und landeten sowohl in den Tageswertungen als auch in der Gesamtwertung auf genau aufeinanderfolgenden Platzierungen (Gesamt 103. und 104.). Und Felix erreichte sein Ziel schneller als Dave zu sein.